Kontrakturen und Kontrakturenprophylaxe

Senior knetet Ball in der Hand zur Kontrakturenprophylaxe. Eine Übung, um Kontrakturen vorzubeugen.

Kontrakturen entstehen durch zu wenig oder keine Bewegung. Die Kontrakturenprophylaxe kann Kontrakturen vorbeugen bzw. mindern, sodass das Gelenk nicht versteift. Kontrakturen vorzubeugen ist vor allem bei Senior*innen und pflegebedürftigen Menschen wichtig. Im Folgenden erfahren Sie mehr über Kontrakturen, Kontrakturenprophylaxe, Symptome, Risikofaktoren und vieles mehr.

Kontrakturen: Definition und Allgemeines

Eine Kontraktur ist die Verkürzung eines Gewebes bzw. die Schrumpfung von Gelenkkapseln. Verkürzen können sich z. B. Muskeln, Sehen, Bänder oder Faszien. Die Folge von Kontrakturen sind die Versteifung des betroffenen Gelenkes und somit Funktions- und Bewegungseinschränkungen bzw. Fehlstellungen. Kontrakturen können reversibel oder irreversibel sein, also in manchen Fällen rückgängig gemacht werden. Meistens lassen sich die Gelenke von Betroffenen nur schwer (und schmerzhaft) oder gar nicht mehr bewegen. Damit ist nicht nur der aktive, sondern auch der passive Versuch einer Bewegung gemeint.

Senior hat Schmerzen durch Kontrakturen. Dies ist ein Symptom von Kontrakturen.

Symptome und Arten von Kontrakturen

Einteilung nach der Schädigung

  • arthrogene Kontrakturen durch fehlende Bewegung
  • neurogene Kontrakturen durch ein erkranktes Nervensystem
  • tendomyogene / fasziogene Kontrakturen durch Entwicklungsstörungen, Verletzungen oder Entzündungen an Knochen und Gelenken
  • dermatogene Kontrakturen durch großflächige Narben
  • psychogene Kontrakturen durch Krankheiten wie z. B. Demenz

Einteilung nach der Gelenkfehlstellung

  • Beugekontraktur: An der Gelenkinnenseite sind Sehnen, Bänder, Muskeln, Faszien verkürzt. Das betroffene Körperteil, z. B. der Arm, bleibt gebeugt und kann nicht ausgestreckt werden.
  • Adduktionskontraktur: Das betroffene Körperteil kann nicht mehr vom Körper abgespreizt werden. Z. B. liegt der Arm ganz eng am Körper, was u. a. die Körperhygiene erschwert.
  • Abduktionskontraktur: Das betroffene Körperteil ist abgespreizt, kann also nicht am Körper anliegen.
  • Streckkontraktur: An der Gelenkaußenseite sind Sehnen, Bänder, Muskeln, Faszien verkürzt. Das betroffene Körperteil bleibt gestreckt und kann nicht gebeugt werden.
  • Spitzfußkontraktur: Das Anziehen des Fußes ist nicht mehr möglich, sondern wird nach vorne ausgestreckt. Dadurch kann die betroffene Person nicht mehr auf beiden Füßen stehen. Bei pflegebedürftigen bettlägerigen Menschen ist das die häufigste Kontraktur und zählt zur Kategorie Streckkontraktur.

Zu erkennen sind Kontrakturen also an Gelenken, die aktiv und passiv in ihrer Bewegung eingeschränkt, schmerzhaft oder gar nicht zu bewegen sind.

Spitzfuß wird gezeigt.

Ursachen und Risikofaktoren von Kontrakturen

Kurz gesagt: Mangelnde oder keine Bewegung! Langfristig wenig Bewegung oder sogar Inaktivität der Gelenke, Bänder, Muskeln, Faszien und Sehnen erhöht das Kontrakturenrisiko enorm. Risikofaktoren sind z. B.:

  • Falsche Lagerung bettlägeriger Personen: Die Folge falscher Lagerung pflegebedürftiger Personen sind meistens Spitzfußkontrakturen. Ursächlich dafür, ist das Verkürzen der Bänder und Sehnen, aufgrund der regelmäßigen Spitzfußstellung. Oft reicht schon das Eigenwicht des Fußes oder der Bettdecke aus, damit der Fuß gestreckt ist.
  • Immobilität: Sitzt eine Person krankheits- oder unfallbedingt im Rollstuhl, ist das Kontrakturenrisiko erhöht. Bewegung ist eingeschränkt oder gar nicht möglich. Gleiches gilt für Schlaganfallpatient*innen, die die Körperteile nicht mehr gezielt ansteuern können.
  • Schmerzen: Schmerzen verursachen eine Schonhaltung. Schmerzt beispielsweise der Arm, versucht die betroffene Person diesen möglichst wenig zu bewegen.
  • Medikamente: Müdigkeit oder Depression können Nebenwirkungen von Medikamenten sein. Die Folge ist mangelnde Bewegung der Betroffenen, weshalb das Kontrakturenrisiko steigt.
  • Krankheiten: Zahlreiche Krankheiten sind mit eingeschränkter oder unmöglicher Bewegung verbunden. Z. B. führen rheumatische Erkrankungen, entzündliche Gelenkerkrankungen, degenerative Gelenkerkrankungen oder Nervenlähmungen zu einem hohen Kontrakturenrisiko.

Frau sitzt im Rollstuhl, was Kontrakturen begünstigt.

Kontrakturenprophylaxe: Definition und Allgemeines

Kontrakturenprophylaxe meint alle Maßnahmen, um Kontrakturen zu vermeiden. Hauptsächlich wird dies mit Bewegung und Mobilisation versucht zu erreichen. Durchgeführt wird die Kontrakturenprophylaxe meist von Pflegekräften und Physiotherapeut*innen.

Ziele der Kontrakturenprophylaxe

Ziel der Kontrakturenprophylaxe ist es, Kontrakturen vorzubeugen. Jedoch kann nicht nur versucht werden, die Verkürzung von Muskeln, Sehnen, Bändern oder Faszien zu verhindern, sondern ebenfalls zu minimieren. Die Beweglichkeit der Gelenke soll erhalten bleiben bzw. gefördert werden. Dazu gehört auch das Erkennen von Funktions- und Bewegungseinschränkungen. Denn diese können als Vorstufe von Kontrakturen gesehen werden. Je früher diese erkannt werden, desto eher wird diesen Einschränkungen entgegengewirkt. So kann das Kontrakturenrisiko minimiert werden.

Maßnahmen zur Kontrakturenprophylaxe – Kontrakturen vorbeugen und mindern

  • Das Erkennen von Risikofaktoren sollte den ausführenden Personen der Kontrakturenprophylaxe möglich sein.
  • Das Beobachten von Bewegungsabläufen und Gelenkstellungen, um Bewegungseinschränkungen frühzeitig zu erkennen.
  • Angemessene Schmerztherapie, um Schonhaltungen bestmöglich zu vermeiden.
  • Frühmobilisation zum Erhalt der Mobilisation. Diese meint die Mobilisation der Betroffenen innerhalb der ersten 72 Stunden nach dem bewegungseinschränkenden Ereignis (z. B. ein Herzinfarkt oder eine Operation).
  • Mobilisationsförderung mittels gezielter Übungen
  • Massieren von Gelenken und Körperteilen
  • Das Fördern der Eigenbewegung der Betroffenen durch die Pflegekraft. Wenn z. B. (kurze) Spaziergänge möglich sind, sollten diese zum Alltag gehören. Auch kann die Pflegekraft dazu auffordern, das Getränk selbst zu halten oder einen Ball in der Hand zu kneten. Auch können sich die Betroffenen, wenn möglich, aktiv an der eigenen Körperpflege beteiligen.
  • Um die erwähnte Spitzfußkontraktur zu vermeiden, können bettlägerigen Personen regelmäßig knöchelhohe Schuhe angezogen werden. Für einen aufrechten Fuß, kann auch ein Kissen zwischen den Füßen und dem Fußteil des Bettes gelegt werden.
  • Die Hände sollten nicht mit gestreckten Fingern aufliegen, sondern leicht gebeugt sein. Dafür kann z. B. ein kleines Tuch zusammengerollt und unter die Handinnenfläche gelegt werden.
  • Ein Ortswechsel ist ebenfalls von Bedeutung. So kann die Person auf einen Stuhl oder in einen Rollstuhl gesetzt werden. Optional ist der Einsatz von Hilfsmitteln, um Personen zu bewegen bzw. zu transportieren.

Seniorin sitzt mit Gehstock in der Hand.

Kontrakturenprophylaxe: Übungen

Folgende Übungen können sowohl im Sitzen als auch im Liegen aktiv sowie passiv durchgeführt werden. Gehen Sie bitte nicht über Ihre Schmerzgrenze hinaus.

  • Die Füße nacheinander kreisen, beugen, strecken und nach außen und innen bewegen.
  • Die Finger spreizen, anschließend eine Faust machen und wieder entspannen.
  • Erst das eine Bein aufstellen, anheben und ausstrecken bzw. das Knie strecken und beugen. Das Bein danach nach außen und innen rotieren sowie zur Seite abspreizen und wieder nach innen bewegen, bevor das andere Bein dran ist.
  • Die Hand-, Ellenbogen- und Schultergelenke beugen, strecken und rotieren sowie den Arm zur Seite abspreizen und wieder Richtung Körper bewegen.
  • Den Kopf nach links und rechts rotieren. Danach den Kopf neutral nach vorne ausrichten und nach oben und unten bewegen.
  • Für Rumpf und Wirbelsäule den Oberkörper gerade aufrichten und die Wirbelsäule strecken, zur Seite neigen, nach links und rechts rotieren und danach den gesamten Oberkörper nach vorne und hinten beugen.

Die AOK hat ein YouTube-Video veröffentlicht, in welchem Bewegungsübungen zur Kontrakturenprophylaxe kurz und verständlich gezeigt, erklärt sowie einige hilfreiche Tipps verraten werden.

Betreuungskraft mit Seniorin

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